Ich mag Live-Alben von Künstlern. Da ist nix gekünstelt (wenn man nicht grad Britney heißt oder manchmal auch Madonna), die Seele der Songs entfaltet sich besser als auf auto-getunten Sudioalben und, wenn man es g’scheit macht, wird die geballte Energie des Konzerts auf die Silberscheibe gepresst. Live-Alben bringen die Party – oder die emotionale Reise ins tiefste Innere seines Selbst – ins private Wohnzimmer. Live-Alben beweisen endgültig, ob es sich hier um einen Künstler, Entertainer, Star oder Möchtegern-Singkehlchen handelt. Oder um Legenden.
Endlich ein Live-Album
Es ist erstaunlich, dass Whitney Houston in ihrer rund 30-jährigen Karriere niemals ein Live-Album auf den Markt gebracht hat, galt sie doch bereits bei Veröffentlichung ihres Debutalbums Mitte der 80er Jahre als die beste Stimme ihrer Generation und hat sich spätestens mit dem “The Bodyguard”-Album und der ultimativen Liebes-Hymne “I will always love you” einen Legenden-Status in der Musikgeschichte erarbeitet. Whitney Houston ist die am meist ausgezeichnetste und auch kommerziell erfolgreichste Musikerin unserer Zeit und beeinflusste maßgeblich Musikgrößen wie Mariah Carey, Celine Dion, Mary J. Blidge, Jennifer Hudson oder Christina Aguilera. Und doch – ein Live-Album blieb sie ihren Fans ihr Leben lang schuldig.
Weil aber, im Gegensatz zu uns Normalsterblichen, das Leben von großen Musik-Legenden nicht mit dem Tod endet – das wissen wir frühestens seit Elvis Presley und spätestens seit Michael Jackson -, wurde dem Wunsch von Millionen Houston-Fans weltweit endlich nachgegeben und Ende 2014 – pünktlich zum Weihnachtsgeschäft – die Live-Edition “Whitney Houston Live: Her Greatest Performances” auf den Markt gebracht. Nicht geworfen, wohl bemerkt – denn die CD/DVD zeichnet sich mit viel Liebe zum Detail aus und spiegelt Whitneys Eleganz, Grazie und einzigartiges Talent wieder, wie es nur wenige Live-Alben schaffen. “Her Greatest Performances” ist Rückblick und Zeitreise zugleich (look at that outfits!) und gibt einen besseren Einblick in die Seele der 2012 verstorbenen Sängerin, als es jede Dokumentation, jedes Interview (sorry, Oprah!), jede Reality-Show könnte. Auch wenn Houston als keine Sängerin bekannt war, die viel und gerne tourte, gab sie von 1986 bis 2010 doch rund 600 Live-Konzerte – die mehr als 50 TV-Auftritte (Talk Shows gab’s in den USA schließlich immer schon!) nicht mitgerechnet. “Her Greatest Performances” beweist einmal mehr, dass Whitney Houston für die Bühne gelebt hat, fürs Singen gelebt hat, dass sie in jedem einzelnen Song, bei jedem einzelnen Auftritt ihre Seele offenbarte und auch mit dem banalsten Song eine herzerwärmende Geschichte erzählen konnte, wie es keine Sängerin vor und nach ihr konnte. Whitney Houston, so abgedroschen es klingen mag, spielte in ihrer ganz eigenen Liga – auch dann noch, als der körperliche – und vor allem stimmliche – Verfall, hervorgerufen durch immensen Drogenkonsum, in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr zu leugnen war und als man wusste, auch wenn man es sich nicht eingestehen wollte, dass das Ende gekommen war – nicht nur von Houstons Karriere, sondern von ihrem Leben. Ein Leben, das eine ganze Generation beeinflusst hat.
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